Das Ortstockhaus auf der Braunwaldalp gilt als einer der wichtigsten Zeugen der Moderne im Kanton Glarus. Im Januar 1930 begann Hans Leuzinger (1887-1971) mit den Planungen für das kleine Sporthaus auf der Sonnenterrasse des Glarnerlandes. Auftraggeber war Dr. Peter Tschudi aus Schwanden, der mit dem Projekt auf den zunehmend erwachenden Fremdenverkehr in der alpinen Region reagierte.
Zweifellos gehört Hans Leuzinger zu den bedeutendsten Glarner Architekten des letzten Jahrhunderts. In 40 Jahren Bautätigkeit konnte er zahlreiche Bauten realisieren und prägte nicht nur die Architekturlandschaft seines Heimatkantons nachhaltig.
Das Ortstockhaus, welches der Architekt im Jahre 1931 realisierte, kann neben der Planurahütte (1929/30) als wichtigster Vertreter seiner Berghäuser gesehen werden. Auf halber Höhe der Glarner Dreitausender situiert, gilt es als eine der wesentlichen Pionierleistungen des «Neuen Bauens» in der Schweiz. Die gelungene Synthese regionaler Bautradition und Landschaftsbezogenheit mit neuen Konstruktionsweisen und Materialien wurde in den 1930er Jahren beispielhaft für das Bauen in den Bergen.
Durch den Umbau und die Sanierung im Sommer 2016 wurden die ursprünglichen Qualitäten des Baus wieder freigelegt und mit den Anforderungen an einen modernen Gastbetrieb in Einklang gebracht.
Auf der Basis der Originalpläne von Hans Leuzinger und der historischen Aufnahmen von Hans Schönwetter wurde der Eingang an seinen ursprünglichen Ort zurückverlegt und die offene Vorhalle wiederhergestellt, so dass die Besucher und Gäste an einem angenehmen, geschützten Ort ankommen können.
Die Küche wurde in den rückseitigen Bereich verlegt. Dadurch kann sich der Gastraum neu von der Seitenstube über die ganze Südfassade hin erstrecken und öffnet sich dank dem stirnseitigen Fenster auch talseitig über Eck, so dass das ganze Panorama vom Ortstock bis hinunter ins Tal erlebbar wird.
Im Obergeschoss wurden die Zimmer sanft renoviert und es wurden drei Bäder (davon zwei mit Dusche) eingebaut. Damit steht der Gast im Ortstockhaus nun ganz im Zentrum und kann die wunderbare Bergwelt und das denkmalgeschützte Haus wieder in alter Frische erleben.
Bei Fragen zur Geschichte des Ortstockhauses schreibt uns an gmbh_at_ortstockhaus.ch.
Die erste Monografie über das Ortstockhaus konnte anlässlich der Buchvernissage im Kunsthaus Glarus im Juni 2020 präsentiert werden. Im Zuge der umfassenden Sanierung des Ortstockhauses 2016 wurde zahlreiches historisches Material zusammengetragen, welche die Geschichte von der Entstehung des Baus bis in die Gegenwart erzählt und für diese Publikation zusammengestellt wurde. Das reichhaltig illustrierte Buch würdigt das Ortstockhaus als Pionier des Bauens in den Bergen. Faszinierende historische Fotos lassen den touristischen Aufschwung der 1930er- und 40er-Jahre in den alpinen Regionen vor den Augen der Leserschaft wiederaufleben. Aktuelle Fotografien unterstreichen die heute wieder unmittelbar erlebbare und öffentlich zugängliche Qualität des Gebäudes.
'Ortstockhaus Braunwald. Ein Berggasthaus in den Glarner Alpen'. AS-Verlag, Herausgeber OSH Braunwald GmbH, Autoren Michael Hanak und Christof Kübler. CHF 42